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1. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 45

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
45 ihrer Verheiratung ihren Erbansprchen auf den spanischen Thron entsagt hatte, so kam zunchst die zweite Stiefschwester, die Gemahlin Kaiser Leopolds I., in Betracht, der bei ihrer Vermhlung ihr Erbrecht ausdrcklich vorbehalten war. Die Seemchte Eng-land und Holland, die in der Verbindung Spaniens mit Frankreich oder sterreich eine bedenkliche Verschiebung des europischen Gleichgewichts erblickten, suchten aber eine Teilung der spanischen Monarchie herbeizufhren, und sie erwirkten ein Testament Karls Ii., wonach der Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern als Enkel Leopolds I. und seiner spanischen Gemahlin den Hauptteil der spanischen Monarchie erben, Nebenlnder aber an Ludwigs Xiv. jngeren Enkel Philipp von Anjou und Leopolds jngeren Sohn Karl fallen sollten. Im Jahre 1699 starb jedoch pltzlich der Kurprinz von Bayern, und nun gelang es dem geschickten Rnkespiel der franzsischen Partei am Hofe in Madrid, Karl Ii. zur Abfassung eines zweiten Testaments zu be-stimmen, worin er Ludwigs Enkel, Philipp von Anjou, zu seinem Erben ernannte. Bald darauf starb Karl Ii. (1700), und Ludwigs Enkel wurde als König Philipp V. in Spanien anerkannt. Der Krieg. Nun entstand der Krieg. Auf Seite Ludwigs Xiv. und Philipps V. traten der Kurfürst Max Emanuel von Bayern, dem die spanischen Niederlande in Aussicht gestellt wurden, und sein Bruder, der Erzbischos von Kln. Leopolds Bundes-genossen waren England, Holland, Preußen, Mainz, Trier, Kurpfalz, Hannover, spter-hin auch Portugal und Savoyen. Im Jahre 1702 erklrte auch das deutsche Reich an Ludwig Xiv. den Krieg. Die beiden grten Feldherren der Zeit, der berhmte Trkenbesieger Prinz Eugen und der Herzog von Marlborough, der Befehls-Haber der englisch-hollndischen Truppen, kmpften gegen Ludwig Xiv. Anfangs war Ludwig im Vorteil gegen die Verbndeten. In Italien konnte sich der Prinz Eugen nach einigen glcklichen Erfolgen schlielich nur mit Mhe wegen der schlechten Beschaffenheit des Heeres gegen den tchtigen Vendome behaupten; in den Niederlanden wurde Marlborough durch Einreden der Hollnder an that-krftigem Vorgehen gehindert, und in Sddeutschland konnte Ludwig von Baden, der Befehlshaber der Reichsarmee, die Vereinigung der Bayern mit den Franzosen nicht hindern. Einen Umschwung brachte aber das Jahr 1704, als sich Marlborough, Ludwig von Baden und Prinz Eugen in Sddeutschland vereinigten. Die ersten beiden besiegten die Franzosen und Bayern zuerst durch die Erstrmung des Schellenbergs bei Donauwrth und bald darauf Marlborough und Prinz Eugen in der Schlacht bei Hochstedt oder Blindheim (oberhalb von Donauwrth). Eugen vermochte während 1704 des Kampfes die bayrischen Regimenter nicht zu durchbrechen; nur die Festigkeit der von Leopold von Dessau trefflich geschulten preuischen Infanterie hielt den mrderischen Kampf im Gleichgewicht, bis endlich im Centrum Marlborough durch einen Gesamtsturm die franzsische Reiterei zersprengte, das Fuvolk umzingelte und die ganze wirre Masse zur Ergebung ntigte. Durch die Siege am Schellenberge und bei Hch-stedt war Oberdeutschland von den Feinden gesubert. Durch den Tod Leopolds I. und die Thronbesteigung seines Sohnes Joseph I. (17051711) erhielt die Kriegsfhrung einen neuen Antrieb. In Italien vereinigte sich Prinz Eugen mit dem Herzog von Savoyen und zwang die Franzosen durch die entscheidende Schlacht bei Turin (1706) zur Rumung von Oberitalien. Auch den i?06 Sieg bei Turin dankte Eugen vornehmlich wieder den preuischen Hlfstruppen unter dem Fürsten Leopold von Dessau. Er bezeugte das ffentlich in einem Schreiben, worin er sagt: Der Fürst Anhalt hat mit seinen Truppen bei Turin

2. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 47

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
47 nebst dem Knigstitel und die Anwartschaft auf Spanien, falls dort die Bonrbonen aussterben sollten. Karl Vi. setzte trotz des Rcktritts seiner Bundesgenossen den Krieg gegen Frankreich allein fort, jedoch schon i. I. 1714 schlo er fr seine Person zu Rastatt und fr das Reich zu Baden im Aargau mit Ludwig Xiv. Frieden. Er verzichtete auf die spanische Krone und begngte sich mit den ihm im Utrechter Frieden zugesprochenen Lndern. Die Kurfrsten von Bayern und Kln wurden wieder in ihre Lnder eingesetzt. 1>) Friedrich Iii. als Kurfürst 1688-1701. Friedrichs erste Regierungszeit. Friedrich Iii.,geb. den H.junii657, war von schwchlicher, etwas verwachsener Gestalt, und schon frhzeitig entwickelte sich in ihm neben groer Weichheit des Gemtes, die so leicht von Gnstlingen zu mibrauchen war, ein Hang zur Eitelkeit, zu Glanz und uerem Prunk. An schpferischer Kraft und Einsicht des Geistes war er dem Vater nicht gewachsen; er war weder Staatsmann noch Feld-Herr. Er war nach Friedrichs des Groen Urteil groß in Kleinigkeiten und klein in groen Dingen." Gleich nach seinem Regierungsantritte stie er das Testament seines Vaters vom Jahre 1686 um, da die beabsichtigte Landesteilung nicht nur der Entwickelung des Staates verderblich sei, sondern auch im Widerspruche zum hoheuzollerschen Hausgesetz (1473) und zum Geraer Hausvertrage (1598) stehe." Seine Stiefmutter und Stief-brder fand er durch Jahrgelder, Gter und mter ab. Die Markgrafen" verzichteten gern auf den ihnen zugedachten Landbesitz und zwar in Rcksicht auf die Macht und den Glanz des kurfrstlichen Hauses, aus welchem entsprossen zu sein, sie fr das hchste Glck hielten." In Wien wollte man aber das zwischen Friedrich und seinen Stiefbrdern getroffene Abkommen nur unter der Bedingung anerkennen, da Friedrich, seinem geheimen Versprechen gem, den Kreis Schwiebus wieder abtrete. Vergebens erklrte Friedrich, da er als Kurprinz schmhlich betrogen worden, er gab endlich nach und trat 1694 Schwiebus gegen eine Ent-schdignng von 250000 Gulden und fr die Anwartschaft auf Ost-friesland (1695) an den Kaiser ab. Als er den Vertrag unterzeichnete, rief er: Ich will und werde mein Wort halten, weil ich mu. Unsere Rechte auf die schleichen Frstentmer auszufhren, berlasse ich meinen Nachkommen, welche ich bei diesen widerrechtlichen Umstnden weder binden kann noch will!" In seiner auswrtigen Politik wandelte er im ganzen die Wege *) Im Jahre 1720 trat der Herzog Viktor Amadeus von Savoyen sein Knigreich Sicilien an sterreich ab, erhielt dafr Sardinien und nahm den Titel eines Knigs von Sardinien" an, sterreich erhielt als weitere Entschdigung die Herzogtmer Parma und Piacenza, die durch Erbschaft an die spanischen Bourbonen gefallen waren.

3. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 130

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
130 unter Fhrung tchtiger Generle (Pichegru, Moreau, Jourdan) den Ver-budeten entgegen und erfochten Sieg auf Sieg. Die Erfolge der Preußen bei Pirmasens (14. Sept. 93) und ihr zweimaliger Sieg bei Kaisers-lautern (Mai u. Sept. 94) konnten die Fortschritte der Franzosen nicht hemmen. Belgien ging durch den Sieg Jonrdans bei Flenrus (26. Juni 94) abermals den sterreichern verloren, und gegen Ende des Jahres muten sterreicher wie Preußen der den Rhein zurckgehen. Zu Anfang des Jahres 1795 eroberten die Franzosen Holland, das sie sogleich in die batavische Republik umwandelten. Alles linksrheinische Land war in den Hnden der Franzosen, Deutsch-land befand sich in der grten Gefahr. Statt aber durch einmtiges, entschlossenes Handeln das Verlorene in krzester Frist wiederzugewinnen, lhmten Mitrauen, Eifersucht und Ha jeden Fortschritt der Verbndeten. Verhngnisvoll wurde das gespannte Verhltnis zwischen Preußen und sterreich. Weil sterreich mit Rußland ein Bndnis eingegangen war, um bei der bevorstehenden Teilung Polens Preußen treulos auszuschlieen, knpfte Friedrich Wilhelm, dessen finanzielle Hlfsmittel zudem erschpft waren, mit Frankreich 1795 Friedensunterhandlungen an, die zum Frieden 1795 zu Basel (April 1795) fhrten. Frankreich blieb danach bis zu einem allgemeinen Reichsfrieden im Besitz des linken Rheinufers und versprach, Preußen fr seine linksrheinischen Verluste durch Skularisation rechtsrheinischer geistlicher Gebiete zu entschdigen. Norddeutschland wurde fr neutral erklrt und durch eine Demarkationslinie von Sddeutschland geschieden. Nachdem auch andere deutsche Staaten und Spanien Frieden mit Frankreich geschlossen hatten, kmpften nur noch sterreich, Sardinien und England gegen die franzsische Republik. Der Verteidigungskrieg sterreichs in Sddeutschland und Ober-italien (179697). Auf Caruots Rat wurde fr das Jahr 1796 ein Doppelfeldzug der Franzosen gegen die sterreicher in Sddeutschland und Italien geplant: Eine Rheinarmee unter Jourdan und Moreau sollte vom Norden her auf Wien losrcken, während die italienische Armee unter Napoleon Bonaparte die sterreicher in Italien schlagen und sich durch Tyrol mit der Rheinarmee vereinigen sollte. Im Juni war Jourdan bei Dsseldorf der den Niederrhein, Moreau bei Kehl der den Oberrhein gegangen, und beide waren nun bemht, sich zu vereinigen. Aber der tchtige Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers Franz, zwang durch seinen Sieg bei Amberg und Wrzburg Jourdan zur Flucht, worauf auch Moreau, der allein in Bayern stand, seinen Rckzug durch Schwaben, durch den schwierigsten der Schwarzwaldpsse, das Hllenthal,

4. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 131

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
antrat. Der Marsch der Franzosen vom Rhein nach Wien war also gescheitert. In Italien befand sich die franzsische Armee in der traurigsten Lage, als Napoleon Bonaparte den Oberbefehl bernahm. Aber kaum war eine Woche verflossen, so nahm alles eine andere Gestalt an: er sorgte fr Verpflegung, Bekleidung, Bewaffnung der Truppen, ri Offiziere, Be-amte und Soldaten aus der bisherigen schlaffen Verdrossenheit empor und erlie die erste jener hinreienden Proklamationen, die in grter Krze und Schrfe die Lage der Dinge zeichnen: Soldaten", sagte er darin, ihr seid unbekleidet, schlecht genhrt; die Regierung, die euch viel schuldet, kann euch nichts geben. Ich will euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen; in diesen reichen Provinzen und groen Stdten sollt ihr Ehre, Ruhm und Reichtum finden. Soldaten, wird es euch an Mut und Ausdauer fehlen?" Durch einige siegreiche Gefechte im April 1796 stellte er das Vertrauen her und ntigte den König von Sardinien zum Frieden, in dem er Savoyen und Nizza an die Republik Frankreich abtreten mute. Darauf erzwang Bonaparte in einem hchst blutigen Kampfe den ber-gang der die Addabrcke bei Lodi (10. Mai) und dadurch die Rumung der Lombardei durch die sterreicher. Diese zogen sich, Mantua im Stiche lassend, hinter die Etsch zurck, um Verstrkungen aus Deutschland zu erwarten. Am 14. Mai hielt Bonaparte seinen Einzug in Mailand. Durch solche Erfolge der franzsischen Waffen erschreckt, beeilten sich die meisten italienischen Staaten gegen bedeutende Lieferungen von Lebensmitteln, Kriegsbedrfnissen und Gemlden berhmter Meister von dem siegreichen Feldherrn Waffenruhe zu erkaufen. Das Heer lebte jetzt in berflu und vergtterte seinen Helden. Frankreich befand sich in einem wahren Taumel der Begeisterung. Im August waren die sterreicher durch Verstrkungen in den Stand gesetzt, unter dem greisen Wurmser die Feindseligkeiten gegen Bonaparte wieder erffnen zu knnen. Wurmser wurde aber wiederholt geschlagen, und nur mit Mhe gelang es ihm, sich mit 10000 Mann in die Festung Mantua, von deren Behauptung der Besitz der Lombardei abzuhngen schien, zu werfen. Nachdem Vonaparte die herbeieilenden Entsatzheere bei Arcole (1517. November) und bei Rivoli (14. Januar 1797) geschlagen hatte, mute Wurmser das aufs uerste verteidigte Mantua bergeben (2. Februar 1797). Mit dem Fall Mantuas war das Schicksal Italiens entschieden. Der Erzherzog Karl, der jetzt von Deutschland her zur Verteidigung der Lombardei heraneilte, wurde von Bonaparte nach Steiermark zurckgedrngt. Dieser besetzte Klagenfurt und kam bis Juden-

5. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 133

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
133 namentlich seit dem Eintritt Sieyes sehr erschttert worden. Dieser, der heftigste Gegner der Direktorialregierung, betrieb im geheimen den Plan einer Verfassungsnderung und verband sich zu dem Zwecke mit dem aus gypten zurckgekehrten General Bona-parte. Beiden gelang es, viele einflureiche Männer im Direktorium und im Rat der Alten in die Verschwrung hineinzuziehen, und nachdem Bonaparte zum Oberbefehls-Haber der gesamten bewaffneten Macht ernannt worden war, lste sich am 9. November 1799 das Direktorium auf, und am folgenden Tage wurde der Rat der Fnfhundert gesprengt. Es wurde nun die Konsularregierung (1799 1804) eingesetzt mit Napoleon Bonaparte als Regenten unter dem Titel eines ersten Konsuls auf 10 Jahre an der Spitze; Cambacrs und Lebrun mit beratender Stimme wurden zweiter und dritter Konsul. Die gesetzgebende Gewalt wurde durch das Tribunat (100 Mitglieder), das der die Vorschlge der Regierung zu debattieren hatte, ohne abzustimmen, und den gesetzgebenden Krper (300 Mitglieder), der der die Vorschlge abzustimmen, aber nicht zu debattieren hatte, ausgebt. Ein Senat von 80 Mitgliedern hatte die Konsuln aus seiner Mitte zu ernennen. Zum Minister des uern ernannte Bona-parte den frheren Bischof Talleyrand, der ein Hauptwerkzeug seiner Verwaltung wurde. Der Feldzug vom Jahre 1799. Neue Gewalttaten des Direk-toriums, namentlich die Verwandlung des Kirchenstaates in eine rmische und der Schweiz in eine helvetische Republik, der gegen alles Vlkerrecht unternommene Zug Bonapartes gegen gypten, hatten die Bildung der zweiten Koalition gegen Frankreich veranlat. Ihr traten England, sterreich, Kaiser Paul L von Rußland (17961801), Katharinas Ii. Sohn, die Trkei, Neapel und Portugal bei. Preußen blieb neutral. Ein sterreichisch-russisches Heer unter Melas und Suwrow sollte die Franzosen aus Italien und ein sterreichisches unter dem Erzherzog Karl aus Sddeutschland und der Schweiz vertreiben. Der Krieg begann in Italien bereits im Januar 1799 durch einen bereilten Einfall der Neapolitaner in die rmische Republik. Die Neapolitaner wurden von den Franzosen zurckgeschlagen, und ihr König mute fliehen. Darauf zogen die Franzosen in Neapel ein und errichteten hier die so-genannte parthenopische Republik. Aber durch den greisen und tapferen Suwrow erlitten die Franzosen in der Poebene mehrere Nieder-lagen, Mantna ging durch Kapitulation an die sterreicher der, und die Franzosen wurden bis zur Riviera zurckgeworfen. Gleichzeitig wurde Neapel von Russen, Trken und Englndern erobert und die Herrschaft der Bourbonen wieder hergestellt. In einem Zeitraum von 6 Monaten hatten die Franzosen, mit Ausnahme von Genua, ganz Italien verloren. In Sddeutschland wurde ebenfalls siegreich gekmpft. Der Erz-herzog Karl schlug den General Jonrdan, der im Mrz 1799 bis nach Schwaben vorgedrungen war, bei Stockach (nordwestlich von Konstanz) in mehreren Treffen und trieb ihn der den Rhein zurck. Den franz-fischen General Massena besiegte er bei Zrich (Juni) und behauptete

6. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 230

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
230 einen Frstentag in Frankfnrt, der nach knrzer Beratung eine neue Verfassung fr Deutschland genehmigte. In dem Direktorium von sechs Mitgliedern sollte Preußen nur eine Stimme haben, in dem Plenum von 65 Stimmen wie sterreich nur 4, dagegen die vier anderen Knigreiche nebst Baden 25, die 26 kleinen Staaten zusammen 32 Stimmen. Bei solcher Verteilung der Stimmen glaubte man Preußen bei jedem wichtigen Anla berstimmen zu knnen, zumal da ihm ein Wiberspruchs-recht nicht zugestanden wurde. Aber König Wilhelm folgte der spten Einladung zu diesem Frstentage nicht. Vergeblich beantragte er eine Abnderung der Verfassung, und so blieb der Versuch sterreichs zu einer neuen Einigung Deutschlands erfolglos. Auffallend erschien es, da Preußen unmittelbar daraus sterreich zu einem Bndnis vermochte, um gemeinschaftlich die wieder brennend gewordene schleswig-holsteinische Frage zum endlichen Abschlu zu bringen. 1>) Der dnische Krieg 1864 Am 15. November 1863 starb pltzlich der König Friedrich Vii. von Dnemark, und mit ihm erlosch der Mannesstamm der kniglichen Linie. Setzt schien der Augenblick gekommen, wo Schleswig-Holstein von Dnemark losgelst werden konnte. Aber Friedrichs Vii. Nachfolger, Christian Ix. (stehe S. 221), machte gleich nach dem Antritt seiner Regierung Schleswig zu einer dnischen Provinz und verletzte dadurch die fr Schleswig gltige Erbfolgeordnung. Der deutsche Bund, der das Londoner Protokoll nicht unterzeichnet hatte, und dem es allein um die Erbfolgefrage zu thun war, trat sosort fr die Herzogtmer ein: schsische und hannoversche Truppen besetzten bereits im Dezember 1863 Holstein. Die Dnen zogen sich hinter die Eiber zurck, und der Prinz Frtebrtch aus der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg wrbe als Herzog Friedrich Viii. ausgerufen. Dieser nahm die Wahl an, obgleich die augusteuburgischeu Thronansprche schon im Jahre 1852 mit Gelb abgefunben worben waren. Nun aber beschlossen Preußen und sterreich, die Geltenbmachnng der Bunbesrechte in Bezug auf Schleswig-Holstein in ihre Hand zu nehmen," und am 16. Januar 1864 stellten sie an das baltische Kabinett die entschlossene Forbernng, die Einverleibung Schleswigs in den bnischen Staat binnen 48 Stunben zurckzunehmen, wibrigensalls sie den Krieg erklrten. Dnemark, aus auswrtigen Bei-stanb rechnenb, nahm letzteren an, und so rckte benn am 1. Februar das bereinigte Heer von sterreichern und Preußen unter der Oberfhrung des preuischen Felbmarschalls v. Wrangel der die Eiber nach Schles-

7. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 233

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
233 sterreich und Preußen die drei Herzogtmer Lauenburg, Holstein und Schleswig zur freien Benutzung ab. c) Der deutsche Krieg im Jahre 1866. Veranlassung. Preußen hatte zur Abschtteluug der dnischen Fremd-Herrschaft in Deutschland das Meiste beigetragen, es mute deshalb gerecht-fertigt erscheinen, wenn Preußen schon seiner Sicherheit wegen die Herzog-tmer so eng als mglich an sich zu knpfen suchte. Diesem Bestreben Preuens traten aber sterreich und die meisten deutschen Staaten, die eine Machtvergrerung Preuens unter keinen Umstnden zugeben wollten, entschieden entgegen. Aus Eifersucht begnstigten sie die Ansprche des Prinzen Friedrich von Augustenburg und wollten, da die Herzogtmer unter seiner Regierung einen selbstndigen deutschen Kleinstaat bildeten. Ein neuer Sturm schien losbrechen zu sollen, indes kam zwischen sterreich und Preußen durch den Gasteiner Vertrag (14. August 1865)* eine vorlufige Verstndigung zustande, nach der sterreich die Verwaltung in Holstein, Preußen aber in Schleswig führen sollte. Ferner ber-trug sterreich gegen eine Geldentschdigung von 21/2 Millionen Thalern seine Ansprche auf Lauenburg an Preußen. sterreich lie aber nicht ab, die zu Gunsten des Augusteuburgers gegen Preußen betriebenen Agi-tattonen eifrig zu untersttzen, und ging darauf aus, jenem auf Grund eines Beschlusses der einzuberufenden schleswig-holsteinischen Stnde und im Verein mit dem deutschen Bunde das Land zu berantworten. Preußen konnte diesem feindlichen Treiben sterreichs nicht gleichgltig zusehen. Bismarck, der seit der Gasteiner bereinkunft von seinem Könige in den Grafenstand erhoben war, wendete sich mit einer Beschwerde nach Wien es kam zu einem beiderseits sehr heftig gefhrten Depeschenwechsel, dem Kriegsrstungen folgten. Whrend sterreich seine Regimenter nach Bh-men zusammenzog und zugleich die ihm ergebenen Hfe Sachsen, Bayern, Wrttemberg, Hessen-Darmstadt zu Rstungen aufforderte (16. Mrz 1866), setzte auch Preußen alle seine Streitkrfte in Kriegsbereitschaft und knpfte mit Italien zum Zwecke der Losreiung Venetiens von der sterreichischen Herrschaft Unterhandlungen zu einem Bndnisse an, das Anfang April zum Abschlsse kam. Schon aber handelte es sich fr Preußen nicht mehr blo um die schleswig-holsteinische Frage. Es handelte sich um die Herrschaft Preuens der Deutschland, um den Gegensatz zwischen Gro- und Kleindeutschtum, Staatenbund und Bundesstaat. Da entscheidende Fragen einmal bevor-standen, nahm Preußen die Umgestaltung des ganzen deutschen Bundes mit

8. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 235

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
235 gegen 6 Stimmen angenommen wurde, erklrten Preußen und die ihm zugewandten Staaten ihren Austritt und die Auflsung des deutschen Bundes.^) Schon am 15. Juni begann der Krieg. Bayern, Wrttemberg, Sachsen, Hannover, Baden, Darmstadt, Kurhessen, Nassau, Frankfurt ic. standen auf sterreichischer Seite, während die kleineren norddeutschen Staaten an Preußen sich anschlssen. Beginn des Kriegest) Ehe Preußen zu kriegerischen Unternehmungen schritt, bot es am 15. Juni seinen nchsten Nachbarn, Hannover, Sachsen, Kurhessen, Nassau, nochmals die Hand zum Frieden. Es sicherte ihnen ihren Besitzstand und ihre Souvernittsrechte zu, falls sie sofort ab-rsteten, der neuen Bundesverfassung sich anschlssen und gleichzeitig mit Preußen die Wahlen fr das Parlament ausschrieben. Allein alle vier gaben eine ablehnende Antwort, und sofort rckten nun preuische Truppen in die drei norddeutschen Staaten ein. Von Holstein aus berschritt General Manteuffel bei Harburg und Lauenburg die Elbe und nahm Stade weg; von Minden her kam Vogel von Falkenstein, und schon am 17. Juni stand die Division Gben in Hannover. Gleichzeitig rckte General Beyer von der Rheinprovinz her in Hessen ein und besetzte am 19. Juni Kassel. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel hatte bereits seine Armee zu den sddeutschen Truppen am Main stoen lassen, geriet aber, da er selbst in Kassel zurckgeblieben war, in preuische Gefangenschaft und wurde nach Stettin abgefhrt. So hatten sich mit merkwrdiger Schnelligkeit die drei Abteilungen der preuischen Truppen nahe aneinander gezogen, die spter die Main-Armee", etwa 50000 Mann stark, bilden sollten, und der unter ihrem Oberbefehlshaber Vogel von Falkenstein die Aufgabe zufallen sollte, das sdwestliche Deutsch-land zu besiegen. Zunchst mute es dem Oberbefehlshaber darauf ankommen, die han-noversche Armee, die sich in einer Strke von etwa 20000 Mann unter König Georg V. eilig bei Gttingen gesammelt hatte, an der Ver-einignng mit der bayrischen zu hindern. Diese war von Sden her bis nach der oberen Wertet herangerckt. Wre vom Könige Georg der ursprngliche Plan festgehalten worden, ohne Sumen von Gttingen nach Eisenach weiter zu gehen und dort den Thringer Wald zu bersteigen, so htten die Hannoveraner mit leichter Mhe die wenigen gegnerischen Truppen, die jene Gegend besetzt hielten, durchbrechen und sich der Meiningen mit den Bayern oder der Fulda mit dem 8. sddeutschen Bundeskorps vereinigen ') Preuens Austritt aus dem Bunde. 14. Juni 1866. 2) Wilhelm I. Aufruf An mein Volk" vom 18. Juni 1866.

9. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 191

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
191 bis zum Po und Tessiuo und Jllyrieu und Dalmatren; ferner Salz-brg, Tyrol mit Vorarlberg und das Jnnviertel, welche Landschaften Bayern wieder herausgeben mute. Preußen, das auer den Abtretungen in Polen seine alten Besitzungen Ansbach und Bayreuth an Bayern, das wichtige Ostfriesland nebst Hildesheim, Goslar und Lingen an Hannover berlie, erhielt dafr auer Posen und dem greren Teil von Sachsen das Herzogtum Westfalen nebst Corvey und Dortmund und das Siegener Land, den grten Teil der jetzigen Rheinprovinz (die so lange umworbenen Her-zogtmer Jlich und Berg sowie die Erzbistmer Trier und Kln und die Stadt Aachen) und endlich schwedisch-Vorpommern nebst Rgen fr das an Dnemark berlassene Lauenburg (S. 192). Trotz dieser bedeutenden Erwerbungen blieb jedoch der uere Umfang des preuischen Staates hinter dem von 1795 und 1806 zurck. Was aber an Land eingebt wurde, wurde an Deutschtum gewonnen; unter allen Staaten hatte jetzt Preußen die meisten Unterthanen deutscher Zunge (14 Millionen). Sein Lndergebiet reichte, wenn auch von anderen deutschen Lndern, namentlich Hannover, unterbrochen, quer durch Deutschland von den Grenzen Rulands bis zur franzsischen Grenze, und damit siel ihm die natrliche Aufgabe zu, nach Ost und West fortan allezeit Deutschlands Hter und Schild zu sein und fr des gemeinsamen Vaterlandes Schutz und Ehre stets wach und gerstet sich zu halten. Bayern wurde fr die Abtretungen an sterreich durch Erwerbung der Rheinpfalz auf dem linken Rheinufer, durch das Groherzogtum Wrzburg, Aschaffenburg und die ihm zugefallenen frnkischen Gebiete Ansbach und Bayreuth so reichlich entschdigt, da sein Lndergebiet auf einen Umfang von mehr als 1300 Quadratmeilen mit 4 Millionen Einwohnern anwuchs. Hannov er, durch die Bemhung des Grafen Mnster zum Knigreich er-hoben, bekam durch die preuischen Abtretungen, ferner durch das Amt Meppen und die Grafschaft Bentheim einen nicht unbedeutenden Zuwachs. Von den brigen deutschen Staaten behielten Wrttemberg, Baden, Nassau und Hessen-Darmstadt den Umfang, zu dem sie es durch ihre Verbindung mit Napoleon gebracht hatten. Die mediatisierten Gebiete, aus denen zum Teil die Vergrerungen dieser frheren Rheinbundstaaten sich zusammensetzten, wurden nicht wieder hergestellt; auch den ehemals freien Stdten ging es nicht besser; nur vier, Hamburg, Lbeck, Bremen und Frankfurt a. M., wurden als selbstndige deutsche Staaten anerkannt, deren Gesamtzahl sich damit auf 38 belief.

10. Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt - S. 192

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
192 Smtliche Niederlande (Holland und Belgien) wurden zu einem Knigreiche vereinigt, das der ehemalige Statthalter von Holland als König Wilhelm I. erhielt. Zu dem Knigreiche der Niederlande kam auch fr Abtretung der nassauischen Erblande das zum deutschen Bunde gehrige Groherzogtum Luxemburg. England behielt Malta, Helgoland, einen Teil der eroberten Kolonieen und das Protektorat der die Republik der 7 ionischen Inseln. Dnemark entsagte dem Besitz Norwegens zu gunsten Schwedens, und Schweden trat an Dnemark Vorpommern und Rgen ab. Die 19 Kantone der Schweiz wurden durch Genf, Wallis und Neufchtel vermehrt und die alten Dynastieen in Spanien, in dem durch Genua vergrerten Sardinien, in Toskana, in Modena und in Neapel wieder hergestellt. Auch der Papst trat in seine ehemaligen Besitzungen und Verhltnisse wieder ein. Die Verfassung Deutschlands. Neben den territorialen Fragen war es die politische Neugestaltung Deutschlands, die den Kongre be-schftigte. Das alte Reich war vllig vernichtet, sollte jetzt ein neues mit zeitgemen Reformen errichtet werden? Wohl regte sich auf dem Kongre eine Zeit lang ein solcher Gedanke; in dem deutschen Volke wurde er freudig genhrt. Allein weder war den auswrtigen Mchten, unter deren Einflu der Deutschlands Zukunft beraten wurde, noch den frheren Rheinbundstaaten, die von ihrer gewonnenen Selbstndigkeit nichts ein-ben wollten, etwas an der Errichtung eines krftigen deutschen Gesamt-staates gelegen. Auerdem war sterreich (Metternich) sehr wenig geneigt, die im Jahre 1806 niedergelegte Kaiserkrone sich selbst wieder aufs Haupt zu setzen, aber auch entschieden dagegen, sie an Preußen gelangen zu lassen. Unter solchen Umstnden wurde an eine Wiederaufrichtung des Kaisertums nicht lange gedacht, vielmehr erhielt das ehemalige deutsche Reich durch die Isis Deutsche Bundesakte vom 8. Juni 1815l) die Verfassung eines lockeren Staatenbundes, dessen Mitglieder im Besitz smtlicher Hoheitsrechte blieben und zur Erhaltung der inneren und ueren Sicherheit Deutsch-lauds und Unverletzlichkeit der einzelnen Bundesstaaten zusammentraten. Die Zahl der souvernen Staaten im Deutschen Bunde betrug 38: zwei Gromchte, sterreich und Preußen, 4 Knigreiche, 1 Kurfrstentum, 7 Groherzogtmer, 9 Herzogtmer, 10 Frstentmer, 1 Landgrafschaft und 4 freie Städte. Zii den deutschen Bundesfrsten gehrten auch der König von Dnemark fr Holstein und der König der Nieder-lande fr Luxemburg. Die Bundesglieder sollten sich gegenseitig nicht bekriegen und Streitigkeiten untereinander bei der Bundesversammlung 1) Steins Denkschrift der die deutsche Bundesakte.
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